«EIN MENSCH WIE BROT»
Er lehrte uns die Bedeutung und Würde
des einfachen unansehnlichen Lebens
unten am Boden
unter den armen Leuten
säte er ein
seine unbezwingbare Hoffnung
Er kam nicht zu richten sondern aufzurichten
woran ein Mensch nur immer leiden mag
er kam ihn zu heilen
Wo er war
begannen Menschen freier zu atmen
Blinden gingen die Augen auf
Gedemütigte wagten es zum Himmel aufzuschauen
und Gott
ihren Vater zu nennen
sie wurden wieder Kinder
neugeboren
er rief sie alle ins Leben
Er stand dafür ein
dass keiner umsonst gelebt
keiner vergebens gerufen hat
dass keiner verschwindet namenlos
im Nirgends und Nie
dass der Letzte noch
heimkehren kann als Sohn
Er wurde eine gute Nachricht
im ganzen Land ein Gebet
ein Weg den man gehen
ein Licht
das man in Händen halten kann
gegen das Dunkel
Ein Mensch wie Brot
das wie Hoffnung schmeckt
bitter und süß
Ein Wort das sich verschenkt
das sich dahingibt wehrlos
in den tausendstimmigen Tod
an dem wir alle sterben
Ein Wort
dem kein Tod gewachsen ist
das aufersteht und ins Leben ruft
unwiderstehlich
wahrhaftig dieser war Gottes Sohn
(Text von Lothar Zanetti, aus: Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht.)
Lesung (1 Kor 11, 23–26)
Schwestern und Brüder!
Ich habe vom Herrn empfangen,
was ich euch dann überliefert habe:
Jesus, der Herr,
nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
sprach das Dankgebet,
brach das Brot
und sagte: Das ist mein Leib für euch.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch
und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies, sooft ihr daraus trinkt,
zu meinem Gedächtnis!
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,
verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Gedanke
Hoher Donnerstag
In unserer Glaubenstradition spielt der Gründonnerstag eine wichtige Rolle. An diesem Tag feiern wir das letzte Abendmahl. Ein Fest, welches uns überliefert, wie Jesus am Abend vor seinem Tod mit den Jüngern zusammenkam. Wie sie miteinander das Brot brachen und speisten. Durch seine Worte und Taten bereitet er die Jünger vor auf all das, was kommen wird.
Die Anweisungen sind einfach, lebensnah und praktisch nachvollziehbar. Jesus sorgt vor für den Moment, wenn er den Weg ans Kreuz geht, für die Zeit nach seinem Tod. Aus frühsten Überlieferungen wissen wir, dass die ersten Christen in Hausgemeinden von Anfang an nach seinem Vorbild das Brot brachen und miteinander Mahlgemeinschaft hielten, um sich so an ihn zu erinnern. Bis heute leben und feiern wir diese Tradition, die auf Jesus zurück geht. Er sagte, tut dies zu meinem Gedächtnis. Wir wollen ihn in unserer Erinnerung vergegenwärtigen. Es sind diese Rituale, die uns untereinander und mit ihm verbinden. In der Art und Weise wie Jesus das Brot brach, die Dankesworte sprach und es teilte, erkannten die Jünger ihn wieder. Auch wir wollen ihn darin erkennen, wenn wir miteinander die Eucharistie und Gottesdienst feiern. Er hat uns versprochen, auf diese geheimnisvolle Art stets bei uns zu sein.
Lied
Ubi caritas – wo Gott ist, ist die Liebe.
(Sie sind eingeladen, mitzusingen oder dem Lied in Stille zu lauschen. https://www.youtube.com/watch?v=eF8AW6JzWpE)
Gedanke
Liebt einander so wie ich euch geliebt habe.
Als Jesus das letzte Mal mit seinen Jüngern zusammen war verdeutlicht er ihnen, worauf es ankommt. Es ist die gelebte Nächstenliebe. Er spricht von Selbsthingabe, doch die Jünger verstehen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ihnen Jesus sagen möchte. Sie ahnen jedoch bereits von welch hoher Bedeutung das ist, was Jesus ihnen vorlebt und ihnen in diesem Moment sagen möchte. Er sagt, liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Wer der Grösste sein möchte, muss zum Diener aller werden. Sinnbildlich kommt dies bei der Fusswaschung zum Ausdruck.
Als Jesus zu Petrus kommt und ihm die Füsse waschen möchte, weigert er sich zunächst. Wie könne der Meister ihm die Füsse waschen. Doch Jesus lässt Petrus verstehen, er müsse seinen Stolz überwinden, damit er die Liebe leben könne. Mit seinem Handeln stellt Jesus das damalige Weltbild auf den Kopf. Es sind die Armen, die Erniedrigten auf deren Seite Jesus sich stellt. Der wahre Wert liegt nicht in Äusserlichkeiten, sondern im tiefsten Innern eines jeden Menschen. Dienste der Nächstenliebe sind keine Selbsterniedrigung, sondern eine Befreiung von unseren selbstauferlegten Zwängen des Wettkampfes, um Grösse und Ruhm, von unserem Streit, wenn ein jeder von uns der Grösste sein möchte. Das Reich Gottes beginnt dort zu wachsen, wo wir nach seinem Vorbild handeln und einander Sorge tragen, für einander da sind und einander dienen.
Mögen wir an diesem Gründonnerstag beim Hände- oder Füsse Waschen uns daran erinnern und aus seiner befreienden Botschaft heraus das Leben in seiner Fülle neu entdecken.
Vater unser…
Segenslied:
(Sie sind eingeladen, mitzusingen oder dem Lied in Stille zu lauschen. https://www.youtube.com/watch?v=baAZcoeaTHQ)
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns durch deinen Segen.
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei um uns auf unsern Wegen,
dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei um uns auf unsern Wegen.
Segen
Der Herr beschütze und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
schenke dir seine Liebe uund seinen Frieden.
Amen.
Im Namen des Seelsorge-Teams,
Fabian Frey